Mittwoch, 25. Juli 2012

Über Kommentare und Kritik...

Ich sitze halbwegs krank zu Hause, anstatt mir auf dem Drachenfest mit anderen Nerds die Schädel einzuschlagen (aber ich komme nach, verlasst euch drauf!), daher kommt hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir.

Ich habe mich in den letzten zehn Jahren in sehr vielen Internetforen herumgetrieben und sehr viel kommentiert, wenn andere Leute Zeichnungen gepostet haben. Zuerst viel Lob, weil ich selbst noch nicht besonders gut war. Dann viel Kritik, weil ich angefangen habe, besser zu werden und anderen auch dabei helfen wollte, sich zu entwickeln. Ihr kennt das ja sicher. Die Art der Kritik hat sich im Laufe der Zeit geändert, mehrfach, unterschiedlich. Ich will jetzt gar nicht darüber reden, welche Art für Kritik ich für sinnvoll und hilfreich halte.

Was ich bemerke, ist folgendes: je mehr ich dazulerne und je mehr Zeit ich am Tag mit Malen und Zeichnen verbringe, desto weniger habe ich Lust dazu, ungefragt zu kommentieren. In letzter Zeit erwische ich mich immer wieder dabei, auf irgendwelche Bilder in irgendwelchen Foren zu starren, und mir tausend Gedanken zu machen, wie der Zeichner an sich arbeiten könnte, aber am Ende gar nichts zu posten.Was ich mich dabei immer frage, ist: Warum zeichnet diese Person? Wo will sie mal hin? Wie viel Zeit und Energie kann und will sie da reinstecken? Und wenn ich keine Antwort auf diese Fragen kenne, dann weiß ich auch nicht, was ich zu den Bildern sagen soll. Wenn jemand nur für ein paar Stunden in der Woche einen Stift und Block rausholt, um seine RPG-Charaktere festzuhalten, warum sollte ich mich dann über anatomische Feinheiten und regelmäßige Studien auslassen? So jemand will vermutlich nicht in die Riege der professionellen Illustratoren aufsteigen. Oder vielleicht doch, aber derjenige traut sich nur nicht, sich diesen Traum überhaupt einzugestehen und niemand hat ihm je gesagt, dass er es schaffen könnte? Und spätestens bei diesem Gedanken folgt dann ein "Komm wieder runter, du bist nicht der Messias, der den Leuten die Möglichkeiten ihres Lebens aufzeigt. Lass sie einfach machen."

Manchmal finde ich auch einfach einen Stil toll und möchte eigentlich ein "Ich finde deine Sachen klasse" dazuschreiben, aber das tue ich auch nicht - wohl, weil ich zu oft höre, dass Leute sich beschweren, wenn sie undifferenziertes, schwammiges Lob bekommen. Ja, ich freue mich auch, wenn Leute aufzählen, was genau ihnen an meinen Bildern gefällt, aber ehrlich gesagt freue ich mich über jedes ehrliche Lob - so kurz es auch sein mag - mehr als über seltsame, unhilfreiche Kritik. Darf man das überhaupt sagen, ohne als kritikunfähig hingestellt zu werden?

Und meistens läuft es dann darauf hinaus, dass ich gar nichts mehr sage. Was ich schade finde, denn als ich am Anfang stand, hätte ich mich sehr gefreut, wenn erfahrenere Zeichner sich zu meinen Bildern äußern. So wie ich mich jetzt auch wahnsinnig freue, wenn ich Tipps oder Anregungen von erfahreneren Leuten bekomme.

Wie seht ihr das Thema? Kommentiert ihr gern bei anderen Zeichnern, bei denen ihr denkt, dass sie vielleicht hier und da noch an einigen Baustellen arbeiten müssten, oder beschränkt ihr euch auf Leute auf ähnlichem Niveau? Seid ihr eher kritisch oder freundlich? Und was habt ihr für Erfahrungen mit verschiedenen Reaktionen gemacht?

2 Kommentare:

  1. Ich habe meine Art und Weise wie ich kommentiere im Laufe der Zeit auch sehr geändert.

    Anfangs habe ich nahezu jedes Detail aufgezählt und sehr ausführlich geschrieben, was ich wie besser machen würde und warum. Natürlich auch, was ich aus welchen Gründen gut finde, aber das ging dann wohl eher unter.

    Mit der Zeit habe mich dann aber gefragt, ob es gegenüber dem Zeichner nicht respektlos ist, sein Bild komplett auseinanderzunehmen. Diese Kritikversessenheit, die ich in einigen Foren beobachtet habe, empfand ich plötzlich erschreckend und ich begann auch meine eigene Kommentierweise zu überdenken.

    Heute kommentiere ich oft nur Bilder, die mir auch den nötigen Impuls geben. Einige Bilder regen meine Fantasie so sehr an, dass ich das dem Zeichner auch gerne mitteilen möchte. ^^ Bei anderen Bildern fallen mir zwar kleine Unstimmigkeiten auf (wovon ich dem Zeichner auf möglichst freundliche Weise nur die Größte mitteile und Verbesserungstipps gebe), aber das Gesamtbild oder einzelne Details finde ich trotzdem gelungen. Dann gibt es wiederum Bilder, zu denen ich einfach nichts zu sagen habe, weil es nichts gibt, was mich besonders anspricht.

    Dass ich heute wesentlich diplomatischer und entspannter kommentiere liegt auch daran, dass einige Zeichner der Meinung waren, alles richtig gemacht zu haben (z.B. "Dass ihre Beine so lang und dünn sind gehört zu meinem Stil!" oder "Zeichner XYZ macht das auch so!"). Aber da wurde mir klar, dass es Zeichner gibt, die einfach nicht so hohe Ziele haben und glücklich mit dem sind, was sie tun. Da ich sehr ehrgeizig bin, konnte ich das am Anfang überhaupt nicht verstehen. Erst allmählich habe ich gelernt, das zu respektieren.

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    1. Danke für den Kommentar! Bei den meisten Sachen geht es uns da ja ziemlich ähnlich :)
      Ich hab auch erst verstehen müssen, dass nicht jeder, der zeichnet, automatisch den gleichen Anspruch daran hat wie ich. Was ich deswegen aber mittlerweile gar nicht mehr verstehe, ist diese Selbstverständlichkeit des übermäßigen gut gemeinten Kritisierens, ohne die Motive - also im Sinne von Zielen und Wünschen, nicht Bildmotive :D - des anderen Zeichners zu kennen. Vielleicht urteile ich da auch etwas vorschnell, aber ich habe häufig auch das Gefühl, dass gerade diejenigen, die sehr viel Kritik geben, selbst noch einiges an ihren Bildern machen können, sich aber auch für ziemlich gut halten. Aber gerade die lass ich mittlerweile auch lieber in Ruhe :)

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